03.10.2022: Vor fast genau einem Jahr haben wir Finnland das erste Mal bereist und waren so begeistert, dass wir uns vorgenommen haben, das Land noch einmal zu besuchen. Die Einsamkeit und die unendlichen Weiten des Nordens Skandinaviens haben es uns angetan.
Durch die Erfahrungen der letzten Reise haben wir noch einige Verbesserungen an unserem Ural vorgenommen. Um in den kalten Jahreszeiten die morgendlichen Startvorbereitungen angenehmer zu gestalten, haben wir uns noch eine 5 kW Diesel-Standheizung für das Fahrerhaus gegönnt. Diese können wir nun bequem per Fernbedienung aus unserem Wohnkoffer eine halbe Stunde vor Abfahrt starten. Des weiteren haben wir die luftgefederten LKW-Sitze repariert und können somit einen erheblich verbesserten Fahrkomfort genießen. Die Außenwand des Koffers im Bereich der fest verglasten Originalfenster an den Betten wurde neu isoliert, um feuchte Bettwäsche durch Schwitzwasser zu vermeiden. Zum Test haben wir auch noch ein ovales Originalfenster in den Schrägen des Wohnkoffers mit doppelt verglasten Acrylglas versehen, um auch hier Kondenswasser zu reduzieren. Falls sich der Umbau bewährt, werden wir nach unserer Rückkehr auch die restlichen 7 Fenster umrüsten. Am Heck haben wir eine neue verkürzte Plattform inklusive Leiter angebaut, die unsere Fahrzeuglänge auf genau 8m reduziert (vorher 8,7m). So können wir unsere Fährkosten optimieren, weil wir nun in der Kategorie bis 8m Länge und bis 4,4m Höhe unterwegs sind.
Letztes Jahr haben wir aus Vorsicht nur deutsche Gasflaschen mitgeführt. Wir werden jedoch dieses Mal finnische Flaschen im Baumarkt mieten. Passende Adapter haben wir uns dafür bereits besorgt.
Unsere genaue Reiseroute werden wir erst in den nächsten Wochen festlegen. Fest steht die Fährverbindung Travemünde/Helsinki für die Hin- und Rückfahrt. Danach wollen wir auf jeden Fall wieder in Richtung Norden und dann in die Grenzregion zu Norwegen und Schweden. Wir werden am 23. Oktober in Bantikow starten und berichten natürlich wieder wie gewohnt in unserem Reisetagebuch!
Gerhard und Wolfgang
Gesamter Reiseverlauf (3.485 km ohne Fähre)
- Tag 1: Bantikow-Travemünde Sonntag, Oktober 23, 2022
- Tag 2: Travemünde-Helsinki (Fähre) Montag, Oktober 24, 2022
- Tag 3: Helsinki-Viitasaari Dienstag, Oktober 25, 2022
- Tag 4: Viitasaari-Rovaniemi Mittwoch, Oktober 26, 2022
- Tag 5: Rovaniemi-Hetta Donnerstag, Oktober 27, 2022
- Tag 6: Hetta(FIN)-Alta(NOR) Freitag, Oktober 28, 2022
- Tag 7: Alta-Skjervoy Samstag, Oktober 29, 2022
- Tag 8: Skjervoy-Kaaresuvanto Sonntag, Oktober 30, 2022
- Tag 9: Kaaresuvanto-Pello Montag, Oktober 31, 2022
- Tag 10: Pello-Ii Dienstag, November 1, 2022
- Tag 11: Ii-Karttula Mittwoch, November 2, 2022
- Tag 12: Karttula-Mäntsälä Donnerstag, November 3, 2022
- Tag 13: Mäntsälä-Helsinki Freitag, November 4, 2022
- Tag 14: Helsinki-Travemünde (Fähre) Samstag, November 5, 2022
- Tag 15: Travemünde-Bantikow Sonntag, November 6, 2022
- Gerhard Boller, ✟ 11.03.2023 Samstag, März 11, 2023
Resümee
14.11.2022: Inzwischen ist mehr als eine Woche vergangen, seit wir nach unserer zweiten Finnlandtour wieder zu Hause eingetroffen sind. Auch diesmal haben wir interessante, spannende und schöne Stunden erlebt.
Finnland ist ein wundervolles Reiseland, das allerdings einige Besonderheiten aufweist, die es bei der Reiseplanung zu berücksichtigen gilt. Nun sind wir nicht so vermessen, uns für Finnlandexperten zu halten, nur weil wir mit unserem URAL zweimal zwei Wochen durch die nördlichen Regionen dieses Landes gefahren sind. Auch Gerhards Erfahrungen, der bei seiner Umrundung der Ostsee auf dem Fahrrad, Finnland von Russland kommend bis zur Nordspitze des Bottnischen Meerbusens durchquert hat, ändern daran nichts.
Unsere Beobachtungen, Eindrücke und Wertungen sind daher nur begrenzt verallgemeinerungsfähig.
Den meisten Touristen, die eine Reise in die nördlicheren Breiten Skandinaviens unternehmen, sind mit den klimatischen und meteorologischen Bedingungen ohnehin vertraut und nehmen ganz bewusst die damit verbundenen Einschränkungen in Kauf.
Ganz besonders gilt das für die dunkle und kalte Jahreszeit, wenn man wie wir, Ende Oktober/Anfang November nördlich des Polarkreises unterwegs ist. Wie die Leser unserer Reiseberichte sicher schon bemerkt haben, gehören wir nicht zu den Konsumenten von vorgefertigten Veranstalterreisen. Kreuzfahrten, Busreisen und All-inclusive-Urlaube sind uns ein Graus! Wir lieben das „Selbstgemachte“, das Ungewöhnliche und Nichtalltägliche. Dabei darf es auch ein bisschen Risiko sein. Mit einem zum Expeditionsmobil umgebauten Militär-LKW durch das winterliche Lappland zu fahren, kommt unseren Idealen sehr nah.
Wir wollen dabei nicht verhehlen, dass es auch einer gewissen Leidensfähigkeit bedarf, mehrere Stunden in einer relativ lauten, ruckelnden, nicht sehr geräumigen und nicht klimatisierten Fahrerkabine zuzubringen. Die Bedienung eines solchen Gefährtes erfordert sowohl physische Kraft, als auch hohe Konzentration. Das Durchfahren einer kreuzungsreichen Stadt mit mehreren engen Kreisverkehren kommt einer Trainingseinheit im Fitnessstudio nahe. 😉
Ansonsten ist das Fahren im Norden Finnlands und Norwegens eine entspannte Angelegenheit. Das liegt zum einen an der sehr geringen Verkehrsdichte und andererseits an der zurückhaltenden, disziplinierten und defensiven Fahrweise der Skandinavier. Drängler, Raser, Hasardeure und Huper sind uns nicht begegnet. Die winterlichen Straßen werden nur mit Schneepflügen geräumt und weder gesalzt noch gelaugt. Auf der festgefahrenen und somit berechenbaren Schneedecke wird durchaus zügig gefahren (auch ohne Spikes!). Wir haben auch keine „Verkehrshindernisse“ angetroffen, die sich mit 30 km/h durch die Gegend tasten, wie man es in Deutschland, quasi als Kontrastprogramm zu den schneidigen Rasern, oft erlebt.
Navigiert haben wir mit den iPhone-Apps OsmAndMaps und Topo GPS und Offline-Karten. Zur Aufzeichnung der Tripdaten lief als Backup ein Garmin GPS 60CSx mit.
Etwas zu kurz gekommen sind unsere Kontakte zu den Einheimischen. Hier im Norden trifft man eher ein Rentier als einen Menschen. Weil wir perfekt proviantiert waren, brauchten wir auch keine Supermärkte aufzusuchen, was die Kontaktmöglichkeiten zusätzlich reduzierte. Auch die finnisch/norwegische Gastronomie musste auf unseren Besuch verzichten. Lediglich an den Tankstellen wurden wir immer wieder von Autointeressierten angesprochen und reichlich im Bild festgehalten.
Die imposanteste Landschaft haben wir bei unserer diesjährigen Reise in Nordnorwegen vorgefunden. Auf der Strecke von Alta nach Skibotn entlang der Fjorde kletterten wir mehrfach von Meeresspiegelniveau auf 400m Höhe und gerieten dabei abwechselnd vom Herbst in den Winter. Bei Storslett und der Insel Skjervoy erheben sich mehr als 1000m hohe Berge aus dem Meer. Nur wenige Dutzend Meter von der Strasse und dem Ufer entfernt zeigt die TopoMap eine Wassertiefe von 100 Metern an.
Für diejenigen, die nicht nur per Auto das Land erkunden wollen, bieten die Wintersportzentren nahezu alle Möglichkeiten der saisongerechten, aktiven körperlichen Betätigung. Langlaufloipen, Skatingtracks, Schneeschuhwanderwege, alpine Pisten, gespurte Strecken für Skiwanderungen, Trassen für Schneemobile und Hundeschlitten stehen in großer Zahl zu Verfügung. Das bekannteste Wintersportzentrum ist Levi, 130 km nördlich von Rovaniemi.
Auch dieses Mal hat uns der URAL wieder wohlbehalten nach Hause gebracht. Daran, dass er das tut, haben wir selbst dann nicht gezweifelt, als der Druck in beiden Bremskreisen plötzlich auf null abfiel. Wir konnten mit Bordmitteln das Problem lösen und unsere Fahrt uneingeschränkt fortsetzen. Zu unseren „Bordmitteln“ gehören eine umfangreiche Werkzeugausstattung, sowie ein Fundus an Verbrauchsmaterial, Ersatzteilen, Verbindungsleitungen für Kraftstoff, Hydraulik, Öl, Kühlmittel und Druckluft und Elektrokabel. Selbstverständlich haben wir auch entsprechende technische Dokumentation dabei. Es ist uns sehr wohl bewusst, dass auch Schäden auftreten können, bei denen unsere Bordmittel, unser Improvisationstalent und auch ein herbeigerufener Pannendienst nicht weiterhelfen. Hier hilft nur Vertrauen in die robuste russische Technik. Schließlich wurden diese Fahrzeuge für Regionen entwickelt, in denen es weder Straßen noch Werkstattnetze gibt.
Mit einem symbolischen Schulterklopfen (auf die Kotflügel) bedanken wir uns bei unserem treuen und zuverlässigen Gefährt – oder besser: Gefährten.
Hier noch einige Reisedaten:
Gesamtfahrstrecke (ohne die Strecken auf See): | 3.485 km |
Gesamtkraftstoffverbrauch (Diesel): | 1.060 Liter |
Durchschnittlicher Streckenverbrauch: | 30,4 Liter/100 km |
Gesamtverbrauch Motorenöl: | 6,5 Liter |
Ölverbrauch (auf Fahrstrecke bezogen): | 1,9 Liter/1.000 km |
Ölverbrauch (in Relation zum Kraftstoffverbrauch): | 0,6 % |
Gasverbrauch (Propan): | 22 kg (2 Flaschen a 11kg) |
Wasserverbrauch: | ca. 500 Liter |