Tag 3: Helsinki-Lappeenranta

Tagesbericht

Bereits eine halbe Stunde bevor die Passagiere der Fähre per Durchsage über die bevorstehende Ankunft informiert werden, sind wir geduscht und nehmen unser Frühstück auf Deck 11 ein. Pünktlich 09:00 Uhr legt die Fähre in Helsinki an und 40 Minuten später rollen wir schon auf der Autobahn Richtung russische Grenze. Kurz nach 12:00 Uhr stehen wir am finnischen Kontrollpunkt und werden zügig abgefertigt. Natürlich nicht, ohne dass sich die finnischen Zöllner und Grenzer ausgiebig für unseren URAL interessieren und nach technischen Details fragen. Nach 2 km erreichen wir den russischen Kontrollpunkt. Wie auch bei früheren Grenzpassagen erhebt sich wieder die Frage, in welche Reihe wir uns einordnen müssen. Dem Fahrzeug nach sind wir LKW, nach dem Zweck unserer Reise jedoch Personenreiseverkehr. Diese Unsicherheit besteht aber auch auf Seiten der Kontrollorgane. Was macht der dreiachsige LKW in der Schlange der PKW? Zusätzlich stellen wir fest, dass die Durchfahrthöhen der geöffneten Abfertigungsspuren für uns nicht ausreichen. Die höhere für Busse vorgesehene Spur ist gesperrt. Als wir die Zöllner darauf hinweisen, räumen sie bereitwillig die Absperrungen beiseite. In den Gesprächen der Zöllner untereinander vernehmen wir öfter das Wort „Lastwagen“. Um gar nicht erst Missverständnisse aufkommen zu lassen, erklären wir anhand der Fahrzeugpapiere, dass wir eine Zulassung als Wohnmobil haben. Eine der Zöllnerinnen sagt ihren Kollegen, dass sie das deutsche Wort Wohnmobil versteht, weil ihr Sohn in der Schule Deutsch lernt. Eine Kontrolleurin macht sich bereits mit Taschenlampe und Spiegel unter unserem URAL (Kontrollgrube) zu schaffen. Insgesamt herrscht eine lockere und freundliche Atmosphäre. Wir sind zuversichtlich. Uns fällt aber auf, dass zu dem Schwarz der Grenztruppen-Uniformen und dem Grün der Zolluniformen eine weitere Farbe hinzugekommen ist: Aubergine. Schon bald stellte sich heraus, dass das die Farbe der „Gesundheitsinspektoren“ ist. Und jetzt sollten unser Probleme anfangen. Im Gegensatz zu den Zöllnern und Grenzern ist dieser Inspektor ausgesprochen ruppig und unfreundlich. Unsere Impfzertifikate interessieren ihn nicht. Er verlangt einen PCR Test, den wir natürlich nicht haben. Ein Testzentrum an der russischen Grenze gibt es nicht und wir müssen zurück nach Finnland. Aber auch dort bekommen wir keinen Test. Wir telefonieren lange, nur um zu erfahren , dass wir uns in Helsinki für 99 € testen lassen können. Am Sonnabendnachmittag um 15:00 Uhr haben alle Krankenhäuser in Finnland geschlossen. Vielleicht bekommen wir einen Test auf dem Flughafen in Lappeenranta? Nichts wie hin! Zumal es dort auch einen Grenzübergang gibt. Aber auch auf dem Flughafen ist alles zu. Wie wir dann doch noch zu einem dreiseiteigen PCR-Testzertifikat in deutscher und englischer Sprache gekommen sind, können wir hier nicht darlegen. Es muss mündlichen Schilderungen überlassen werden. Nach vier Stunden stehen wir erneut an einer Grenzübergangsstelle.
Auch dort gib es eine Hygiene-Kontrolleurin. Sie ist mit unseren PCR-Test zufrieden.
Allerdings eröffnet uns der Grenzer, dass eine Einreise nach Russland zu touristischen Zwecken derzeit nicht möglich ist. Nur bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen, lässt man Ausländer rein. Unser Versuch, solche Voraussetzungen „zu konstruieren“, scheitern, weil man hierfür offizielle behördliche Bescheinigungen benötigt. Dem Grenzer haben wir augenscheinlich Leid getan, aber er kann sich auch nicht über die Regelungen hinwegsetzen.
Wir müssen wieder zurück nach Finnland und wir entschließen uns, Karelien auf der finnischen Seite zu erkunden. Diese Option hatten wir schon zuhause ins Auge gefasst, sind aber optimistisch davon ausgegangen, dass diese Lage nicht eintritt.

Auf nach Finnlands Norden!

Technisches
  • 43,2 Liter getankt
Tageskilometer: 307
Route