Tagesbericht
Heute werden wir wieder von der Sonne geweckt. Weil für den Nachmittag eine Verschlechterung vorhergesagt ist, wollen wir das schöne Wetter nutzen und verlassen gleich nach dem Start die befestigte Straße und biegen auf eine Nebenroute in den Wald ab. Die allermeisten der von den Landstraßen abzweigenden Wege enden als Sackgasse an einem Wohn- oder Ferienhaus im Wald. Solche Privatstraßen erkennt man an den Briefkästen oder den Adress-Codenummern, die an der Abzweigung stehen. Wir geben uns große Mühe, dass wir nicht versehentlich in einen solchen Weg abbiegen. Die Hausbesitzer wären sicher nicht erfreut, wenn plötzlich ein URAL auf dem Hof steht.
Mit unseren großmaßstäbigen OSM-Karten finden wir leicht die fahrbaren Nebenstrecken. Fahrbar ist jedoch relativ. Was mit dem geländegängigen URAL geht, ist einem SUV oder gar normalen PKW nicht zuzumuten.
Wieder Asphalt unter den Rädern streben wir der norwegischen Grenze zu. Das Bereitlegen unserer Dokumente hätten wir uns sparen können. Die Grenzkotrollpunkte auf beiden Seiten wirken wie ausgestorben. Ein hinter der Grenzbaracke geparktes Dienstfahrzeug lässt aber vermuten, dass vielleicht doch jemand hinter der Gardine lugt. Ohne anzuhalten rollen wir über die Grenze. Unsere Gedanken schweifen zurück zu den Erlebnissen an der finnisch-russischen Grenze noch vor wenigen Tagen.
Zu unserem Erstaunen stellen wir fest, dass sich nach der Grenze nicht nur die Straßenschilder und Verkehrszeichen ändern, sondern auch die Natur. Wie auf einem Schlag sind die schönen finnischen Fichten-, Kiefern und Birkenwälder verschwunden und wir rollen durch eine baumlose Ödnis. Die idyllischen Waldseen Finnlands sind bedrohlich wirkenden, in Felsmulden eingebetteten, Wasserflächen gewichen. Die Natur hat also auch eine Grenze zu Norwegen gezogen.
Schon bald stehen wir am Ufer der Barentssee. Entgegen der Wettervorhersage scheint die Sonne noch und der Regen lässt auf sich warten. Die Sonne steht deutlich flacher über dem Horizont. Selbst zur Mittagszeit erreicht sie heute nur eine Höhe von 11.7°. Der Sonnenschein täuscht aber über die kühle Temperatur und den schneidenden Wind hinweg. Wolfgang lässt sich aber nicht davon abhalten über Klippen hinunter ans Wasser zu steigen und die Angel auszuwerfen. Bereits nach weniger als einer Stunde sind zwei Seelachse gefangen, ausgenommen, filetiert, gebraten und verspeist!!
Von unserem Essplatz im URAL blicken wir auf die Barentssee und lassen zufrieden den Tag ausklingen.
Technisches
- Öl nachgefüllt, Propangasflasche getauscht